Als ich vor vier Jahren als Nachfolgerin des Gründers in die Berliner Beratungsfirma OMC einstieg, die damals noch Ortleb Management Consulting hieß, machte ich mir damit selbst ein Geschenk zu meinem 50. Geburtstag. Ich feierte ein rauschendes Fest und war von Anfang an sehr glücklich mit meiner Entscheidung für das eigene Unternehmen. Während andere in diesem Alter beginnen, bereits mit einem Auge auf die Rente zu schielen, wollte ich mich noch einmal ganz neu erfinden: Voller Unternehmergeist und mit viel Energie stürzte ich mich in das Abenteuer „eigenes Unternehmen“. Mein M&A-Berater gab grünes Licht, weil er das Zahlenwerk okay fand und spürte, dass ich innerlich bereits meine Entscheidung getroffen hatte („Ich glaub, du willst das wirklich.“). Die Mehrheit in meinem Umfeld war jedoch skeptisch, einige Freunde rieten mir ab („Outplacement braucht kein Mensch mehr“), meine Mutter weinte („Kind, das ist doch unsicher!“). Diese wenig motivierenden Einflüsse haben mich zum Glück nicht abschrecken können. Ich komme zudem nicht aus einer Unternehmerfamilie und hatte eine stark sicherheitsbetonte familiäre Prägung, die ich mit einiger Mühe ablegen musste. Und doch: Ich wusste, was ich wollte und habe in OMC den Rohdiamanten gesehen, dem ich noch meinen eigenen Schliff verpassen würde. So kam es dann auch. Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Claudia Cordt konnte ich unser Beratungsangebot sukzessive erweitern, neue Formate anbieten und weitere Themen erschließen. Mit dem Rebranding Ende 2016 mutierte OMC zu OpenMind Management Consulting und damit hatte ich dem Unternehmen auch nach außen sichtbar einen neuen Stempel aufgedrückt. Heute ist OMC erfolgreicher denn je, wir haben ein schlagkräftiges Team geformt und die Zeichen stehen auf Wachstum. Es läuft deutlich besser als ich es erhofft hatte.
Warum bin ich vor vier Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit überhaupt gegangen?
Ganz klar: Nach einer Medienkarriere von 25 Jahren mit hochrangigen Geschäftsführungs-Positionen (Handelsblatt, Beuth) hatte ich genug davon, mich in der Managementmühle weiter gängeln zu lassen. Ich wollte frei sein, mehr gestalten – und unbedingt wieder näher an Menschen heranrücken. Das ist mir mit OMC sehr gut gelungen, hier kann ich meine Vorstellungen von sinnvoller Arbeit verwirklichen. Einfach? Nein, einfach war es nicht. Ich arbeite nicht weniger als vorher, ärgere mich manchmal durchaus, nicht jeder Tag fühlt sich gleich gut an. Grundsätzlich arbeite ich aber deutlich erfüllter, mit sehr viel mehr positivem Feedback von Kunden und Kandidaten – ich kann unmittelbar spüren, was ich bewirke. Hier geht es um mehr als eine Verbesserung des Finanzergebnisses, hier geht es darum, Menschen auf einen neuen beruflichen Weg zu bringen und dort möglichst auch noch ein gutes Stück zu begleiten. Wir schaffen bei Führungskräften das Bewusstsein für die Wirkung der eigenen Kommunikation und bringen sie so behutsam, aber deutlich zur Selbstreflexion. Denn nur wer sich selbst gut kennt, kann auch sein Verhalten ändern bzw. die Palette seiner eigenen Verhaltensweisen bewusst erweitern. Diese Arbeit bringt nicht nur großen Spaß, sondern auch spürbaren und klar messbaren Erfolg. Das Beste daran ist jedoch die Wertschätzung. Nie zuvor habe ich mehr Anerkennung für meine Arbeit bekommen wie in der Karriere-Beratung. Das ist sehr bereichernd und erfüllend. Meine persönliche Bilanz nach vier Jahren als Unternehmerin fällt also sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich sehr positiv aus. Ich würde es wieder so machen.
Vor dem Hintergrund meiner eigenen guten Erfahrung frage ich mich häufig, warum so wenige Manager mit Erfahrung sich trauen, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Statistiken weisen aus, dass bis zum Jahr 2022 über eine halbe Million Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen eine Unternehmensnachfolge anstreben (Quelle: www.kfw.de). Doch nur die wenigsten Unternehmer finden einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin, da die Zahl der nachrückenden Existenzgründer zu gering ist. Das ist aus meiner heutigen Sicht sehr schade, denn ich habe persönlich die Nachfolge als eine perfekte Alternative zum Angestelltendasein erlebt. Zu gründen, also ein Unternehmen von Null aus aufzubauen, das hätte ich mich nicht getraut, das war nicht meine persönliche Kernkompetenz. Ich habe immer eher optimiert und aus einem bestehenden Geschäftsbereich bzw. Unternehmen heraus neue Angebote, Produkte, Kundenbeziehungen entwickelt, selten einen Geschäftsbereich von Grund auf neu geschaffen. Und ich glaube, dass es viele Manager gibt, die genau diese Kompetenz haben: Prozesse und Produkte optimieren, Defizite erkennen und beheben, das Angebot generisch erweitern, alte Kontakte pflegen und neue schaffen. Aber eben nicht von Null starten, mit einem weißen Blatt Papier vor sich.
Grundsätzlich eignen sich nach meiner Einschätzung erfahrene Manager 50+ besonders gut für die Übernahme eines bereits existierenden Unternehmens, insbesondere wenn folgende drei Punkte zutreffen:
Sollten Sie also innerlich auf der Suche nach einer Alternative zur nächsten angestellten Management-Position sein und bei den genannten drei Punkten jeweils für sich einen Haken machen können, dann kann ich Sie nur ermutigen: Nehmen Sie Kontakt auf zu M&A- und Nachfolge-Beratern, schauen Sie sich um auf den einschlägigen Unternehmensbörsen wie z.B. nexxt.de oder dub.de und sprechen Sie mit Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind. Kontakte und Gespräche helfen sehr, mehr Klarheit zu bekommen und „zufällige“ Begegnungen zu erleben. Je mehr Menschen von Ihrer Bereitschaft und Offenheit für eine Übernahme wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie am Ende genau die richtigen Personen treffen werden. Es lohnt sich dabei durchaus, länger zu suchen, sich in unterschiedliche Unternehmen einzudenken, das Zahlenwerk in Ruhe zu analysieren, um dann irgendwann zu sagen: Ich wage den Sprung und übernehme ein Unternehmen.
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