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Die meisten Fach- oder Führungskräfte, die mit über 50 freiwillig oder unfreiwillig auf den Arbeitsmarkt kommen, spüren unausgesprochene Vorbehalte möglicher neuer Arbeitgeber. Auch wenn das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) die Diskriminierung aus Altersgründen untersagt: Arbeitgeber tendieren immer noch dazu, jüngere Arbeitskräfte zu bevorzugen. 

Ein Paradoxon, wenn man bedenkt, dass das Renteneintrittsalter sukzessive auf 67 hochgesetzt wurde und es nicht wenige Stimmen gibt, die eine weitere Ausdehnung bis zum 70. Lebensjahr fordern. 

Was aber sind genau die Vorbehalte, die gegen ältere Arbeitnehmer im Raum stehen? 

Im Rahmen unserer Newplacement-Beratungen erleben wir bei OMC folgende 5 Punkte besonders häufig:

 

1. Fehlende Digitalkompetenz und mangelnde technische Affinität

2. Zu geringes Arbeitstempo

3. Schwer führbar

4. Zu hohes Gehalt

5. Hohe Krankheitsanfälligkeit

1. Fehlende Digitalkompetenz und mangelnde technische Affinität

Vom Digital Native ist man mit 50+ weit entfernt, das ist unstrittig. Daraus schließen viele Arbeitgeber ganz pauschal, dass Ältere weniger digital und auch grundsätzlich nicht sehr technik-affin seien. 

Diesem Vorbehalt kann man aktiv entgegenwirken, indem man seine Digitalkompetenz im CV mit konkreten Beispielen, Projekten und möglichst auch Erfolgen belegt. Sollte das nicht möglich sein, weil tatsächlich hier Kompetenzen fehlen, ist das Nachholen durch entsprechende Weiterbildung dringend erforderlich. Der Markt ist voll von digitalen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die teilwese auch von der Agentur für Arbeit gefördert werden. 

 

2. Zu geringes Arbeitstempo

Älteren Arbeitnehmerinnnen und Arbeitnehmern wird gern unterstellt, sie seien grundsätzlich langsamer als Jüngere. Betrachtet man das Arbeitsleben als einen Marathonlauf, ist das sicher auch richtig. Jüngere sind naturgemäß etwas schneller. Doch ist das immer ein Vorteil? 

Diesem Thema treten Sie am besten entgegen, indem Sie Ihren Erfahrungsschatz betonen, der viele Tipps und Tricks beinhaltet und Sie vor Schnellschüssen und Fehlern bewahrt. Das gleicht den fehlenden Turbo mehr als aus. Mein Lieblingsspruch zu diesem Thema bringt es auf den Punkt: „Jüngere laufen schneller, aber Ältere kennen die Abkürzung“.

 

3. Schwer führbar

Eine klare Haltung zu haben und sie auch zu vertreten ist kein Privileg der Älteren, jedoch weiß man mit 50+ in der Regel sehr viel genauer was man will als mit Anfang 30. Insofern gelten ältere Mitarbeitende als schwer zu führen und auch als unbequem. Das wird oft auch als fehlende Flexibilität deklariert – gemeint ist allerdings eher die unbequeme Meinungs- und Haltungsstärke

Jede Organisation kann davon profitieren, wenn ihre Mitarbeitenden mitdenken und auch den Mut haben, sich einzubringen. Machen Sie im Gespräch deutlich, dass Sie eine klare Haltung haben und auch nicht scheuen Ihre Meinung zu sagen, aber trotzdem flexibel auf neue Gegebenheiten reagieren werden. 

 

4. Zu hohes Gehalt

Im Laufe vieler Arbeitsjahre erhöhen sich Gehälter – weil mit der Zeit auch die Verantwortung gestiegen ist, eventuell Karrieresprünge oder auch einige Jobwechsel stattgefunden haben. Für viele Unternehmen sind ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer daher zu teuer. 
Diesem Thema kann man sich im Vorstellungsgespräch durchaus nähern. Eventuell ist der Gehaltsanspruch nach vielen guten Jahren gar nicht mehr so hoch? In unserer Beratung erleben wir es häufig, dass Kandidaten nach vielen Berufsjahren etwas kürzertreten möchten und auch mit einem niedrigeren Gehalt zufrieden sind – wenn ihnen die Chance gegeben wird für ein entsprechendes Downshifting

Sollten Sie sich an ihrem bisherigen Gehaltsniveau orientieren bzw. es noch steigern wollen, argumentieren Sie mit Ihren Erfahrungen und Kenntnissen. Aber bitte niemals mit Ihrem Alter oder Ihrem „Besitzstand“. 

 

5. Hohe Krankheitsanfälligkeit

Der Krankenstand bei älteren Arbeitnehmern ist tatsächlich deutlich höher als bei Jüngeren, das belegen entsprechende Statistiken (https://www.iwd.de/artikel/krankenstand-in-deutschland-498654/). 

Diesem Thema begegnen Sie am besten dadurch, dass Sie sich selbst so fit wie möglich halten und das ggf. im Lebenslauf auch durch entsprechende Hinweise dokumentieren. Auch das Bewerbungsfoto sollte Sie gesund und positiv zeigen. Mit einem agilen Gesamteindruck zeigen Sie, dass man mit 50+ auch körperlich noch lange nicht zum alten Eisen gehört. 

Diesen genannten Vorbehalten stehen ganz klare Vorteile von Arbeitnehmern über 50 gegenüber. 


Werfen Sie die Vorteile Ihres Alters bewusst und explizit in die Waagschale! Konkret haben Sie mindestens diese 5 Pluspunkte zu bieten:

1. Reicher fachlicher und persönlicher Erfahrungsschatz

2. Großes Netzwerk

3. Hohe Gelassenheit

4. Voller Fokus auf den Job 

5. Arbeitsethos

1. Reicher fachlicher und persönlicher Erfahrungsschatz

Krisenhafte Projekte? Unzufriedene Kunden? Großartige Erfolge? Empfindliche Niederlagen? Sie haben alles schon erlebt! Wer über 20 Jahre berufstätig ist, kennt als Führungskraft die politischen Spielchen der Management-Etagen oder als Experte die Fallstricke in regelmäßigen Team-Meetings. Niemand macht Ihnen etwas vor, Sie haben einfach zu viel Erfahrung und lassen sich daher nicht so leicht verunsichern. 

Machen Sie diesen Punkt unbedingt deutlich – am besten anhand konkreter Beispiele im Lebenslauf. Erläutern Sie ganz praktisch, welche Projekte in Ihrem langen Berufsleben ganz besonders erfolgreich waren, fügen Sie eventuell konkrete Projektlisten bei, die Ihre Erfahrung dokumentieren.  

 

2. Großes Netzwerk

Nach 20 Jahren in einer Branche kennt man üblicherweise die wesentlichen Player, ist auf den einschlägigen Fachveranstaltungen präsent und hat sich ein gutes berufliches Netzwerk erarbeitet. Das ist ganz sicher auch für andere Unternehmen interessant. Erwähnen Sie es daher durchaus in Ihrem Lebenslauf, stellen Sie Ihr Licht hier nicht unter den Scheffel. Wir hören in der Beratung sehr oft den Satz „Zum Netzwerken hatte ich keine Zeit, ich habe immer gearbeitet“. Netzwerken IST Arbeit – und jeder hat ein Netzwerk, oft ist es nur unbewusst vorhanden und muss ins Bewusstsein gerückt werden. 

 

3. Hohe Gelassenheit

Ein großer Vorteil an einem langen Arbeitsleben ist, dass man (gefühlt) alles schon einmal erlebt hat. Die Reaktion auf das alltägliche Büro-Chaos ist bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern daher eine große Gelassenheit. Nicht selten sind die Älteren der ruhende Pol im Team, der dem großen Drama pragmatische und gelassene Reaktion entgegensetzt. „In der Ruhe liegt die Kraft“ – diesem Konfuzius-Zitat entsprechen insbesondere in stressigen Situationen erfahrene Mitarbeitende ganz besonders. 

 

4. Voller Fokus auf den Job 

Mit 50+ sind üblicherweise die eigenen Kinder mindestens im Teenager-Alter, die heiße Familienphase ist vorbei. Das Haus ist gebaut oder gekauft und die Karriere in aller Regel an einem guten Punkt angekommen. Sie können sich also voll auf Ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren, denn die Rush Hour des Lebens haben Sie hinter sich gelassen. Niemand muss aus dem Kindergarten abgeholt, keine Handwerker beaufsichtigt, keine neidischen Kollegen im Zaum gehalten werden. Dieser Vorteil von älteren Arbeitnehmern wird nicht oft bedacht. Um so wichtiger, dass Sie ihn selbst im Gespräch einfließen lassen. 

 

5. Arbeitsethos

Während man den Millenials nachsagt, sie hätte eine geringe Leistungsbereitschaft, sind Mitarbeitende über 50 in diesem Punkt über jeden Zweifel erhaben. Die Generation der Baby Boomer ist grundsätzlich eher zu Leistung und Loyalität erzogen und arbeitet in aller Regel sehr diszipliniert und mit hohem Engagement. Für Arbeitgeber ist es also durchaus ein Vorteil, neue Kolleg:innen vom „alten Schlag“ an Bord zu holen. 

Es ist hinreichend bewiesen, dass gerade die Mischung aus Jüngeren und Älteren in einem Unternehmen viele Vorteile bringt. Insofern rate ich allen Mitarbeitenden 50+: Seien Sie sich Ihrer Vorzüge bewusst und heben Sie die Pluspunkte klar hervor. 

In unserer Beratung bei OMC freuen wir uns über sehr gute Erfolge bei der Positionierung auch älterer Fach- und Führungskräfte. Unsere Erfahrung ist:  Für ältere Arbeitnehmer eignet sich bei der Jobsuche der verdeckte Stellenmarkt besonders gut. Fokussieren Sie sich daher weniger auf die offen ausgeschriebenen Stellen, sondern mehr auf die Nutzung Ihres Netzwerkes. Dann wird es früher oder später mit der neuen Stelle klappen! 
 

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Wer ist Claudia Michalski:

Claudia Michalski, Diplom-Volkswirtin und langjährige Geschäftsführerin verschiedener Medienhäuser (Handelsblatt/Beuth), ist Expertin für Change- und Trennungsmanagement. Seit 2016 führt sie als geschäftsführende Gesellschafterin die OMC OpenMind Management Consulting GmbH und unterstützt Führungskräfte bei der beruflichen Neupositionierung sowie Unternehmen und Organisationen in Change Prozessen.

Menschen zu ermutigen, ihren eigenen beruflichen Weg zu gehen, ist ihre Mission. 

Claudia Michalski