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OMC inside Claudia Michalski

Als Folge der Corona-Krise ist damit zu rechnen, dass es im Herbst verstärkt zu Entlassungen kommt. Das betrifft neben Sachbearbeitern, Experten und Spezialisten auch Führungskräfte, deren hohe Gehälter für krisengeplagte Unternehmen oft nicht mehr tragbar sind. Gerade für Führungskräfte wird es eine echte Herausforderung, sich wieder neu zu positionieren, denn die Luft wird dünner, je höher man kommt. Es gibt schlicht nicht viele freie Stellen, außerdem sind die Anforderungen hoch. Neben den fachlichen sind es vor allem die sozialen Fähigkeiten, die bei Führungskräften eine wesentliche Rolle spielen. Und dazu gehört auch die Vermarktung in eigener Sache.

Wer viele Jahre in leitender Funktion eines Unternehmens war und dann das Unternehmen verlässt, muss lernen sich selbst optimal darzustellen. Welche konkreten Tipps zur Selbstvermarktung kann ich als Outplacementberaterin geben?

1. Definieren Sie Ihr berufliches Profil

Zu Beginn des Vermarktungsprozesses ist es wichtig, ein klares Bild von den eigenen Fähigkeiten zu haben, um sowohl Personalberater als auch zukünftige Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Fragen wie „Was kann ich besonders gut? Was hebt mich von anderen Führungskräften ab? Wann laufe ich beruflich zu großer Form auf?“ führen hin zum eigenen Profil. Es ist nicht einfach, sich selbst als Produkt zu betrachten und die eigenen Neigungen und Fähigkeiten positiv darzustellen, aber der Prozess lohnt sich. Im Idealfall schafft man es sogar, eine eigene Marke zu bilden. Dabei hilft ein/e erfahrene/r Outplacementberater/in, mit dem Sie Ihre Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten und präsentieren lernen. Denn nur wer sich selbst gut kennt und ein klares Bild von der eigenen beruflichen Persönlichkeit hat, kann sich auch selbstbewusst und glaubwürdig vermarkten.

2. Schaffen Sie Ihre digitale Persönlichkeit

Wenn man beim Googeln des eigenen Namens nichts findet außer einem seit 10 Jahren nicht gepflegten XING Profil, gibt es dringenden Handlungsbedarf. Ein aktuelles LinkedIn Profil mit gutem Foto ist unverzichtbar. XING hat deutlich nationaleren Charakter, wird aber von vielen Personalberatern ebenfalls zur Recherche und Rekrutierung verwendet. In diesen beiden beruflich wichtigen Sozialen Medien aktuelle und aussagekräftige Profile zu haben ist das digitale Pflichtprogramm, gerne ergänzt um Aktivitäten wie Likes und Kommentare zu fachlich passenden Beiträgen anderer. Die höchste Stufe sind eigene Fachbeiträge, geschrieben oder als Video, mit denen man Kompetenz zeigt und sich in seinem Fachgebiet profiliert. Die digitalen Plattformen optimal für sich zu nutzen kann man lernen. Wichtig ist, die Scheu davor zu verlieren und das richtige Maß zu finden aus fachlicher und persönlicher Ansprache. Auch dafür gibt es Weiterbildungen und in jeder guten Outplacement-Beratungen werden die Kandidaten entsprechend begleitet.

Über Soziale Medien hinaus ist es zur Vermarktung der eigenen Person sinnvoll und hilfreich, wenn gute Bilder und Berichte über Sie online sind. Sie haben die Keynote bei einer Konferenz gehalten oder an einer Podiumsdiskussion teilgenommen? Sorgen Sie dafür, dass darüber berichtet wird und Sie in Aktion zu erleben sind – gern auch im Video.

3. Erstellen Sie einen aussagekräftigen Lebenslauf

Totgesagte leben länger – das gilt auch für den Lebenslauf. Entgegen vieler Meinungen wird er derzeit noch nicht vollständig von Linkedin und XING ersetzt. Für Personalberater, aber auch im Direktkontakt mit Unternehmen ist es immer noch wichtig, die eigene Qualifikation und Erfahrung mit einem aussagekräftigen Lebenslauf zu belegen. Dabei geht es nicht darum, sich selbst möglichst knapp darzustellen – auch diese oft wiederholte These trifft auf Führungskräfte nicht zu. Hier geht es vielmehr darum, sich fachlich wie persönlich adressatengerecht zu präsentieren und dabei besonders die eigenen Erfolge herauszuarbeiten. Das klappt nicht zwingend auf einer Seite – und gerade wenn das Lebensalter die 50 überschritten hat, gibt es meist viele berufliche Stationen, über die sich zu berichten lohnt. Fokussierung ist dabei wichtig, aber allzu knapp sollte der CV nicht sein: Sie haben ja schließlich viel zu bieten!

4. Pflegen Sie Ihr Netzwerk

Dieser Punkt ist in der Corona-Zeit nicht ganz einfach zu realisieren, weil es derzeit kaum Präsenz-Veranstaltungen wie Tagungen, Kongresse oder Messen gibt. Mein Rat daher: Verlegen Sie das Netzwerken ins Netz und nehmen Sie an virtuellen Treffen teil, auch dabei kann man sich in Szene setzen und anschließend direkt Kontakt zu anderen Teilnehmern oder Sprechern aufnehmen.

Nach dem Motto „Never lunch alone“ rate ich außerdem dazu, sich mit alten Geschäftsfreunden und Kollegen zu verabreden – insbesondere mit denen, die ihrerseits den Arbeitgeber schon gewechselt haben und Ihnen damit den Zugang zu neuen Unternehmen eröffnen können.

Ganz grundsätzlich kann ich Sie nur animieren, ihre Kontaktliste durchzugehen, interessante Ansprechpartner zu identifizieren und diese dann anzuschreiben. Nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber am Ende des Telefonates, der E-Mail oder des persönlichen Gespräches sollte schon klar sein, dass Sie einen Job suchen und sich freuen würden, wenn Ihr Gesprächspartner Sie dabei unterstützen könnte. Es geht ja nicht nur darum, dass er oder sie Sie in seinem eigenen Unternehmen empfiehlt, sondern auch um den Multiplikator-Effekt. Oft genug hört man von offenen Stellen, die noch nicht ausgeschrieben sind. Dann ist es gut möglich, sich schon vor der offiziellen Bekanntgabe als Bewerber/in ins Spiel zu bringen. Vorausgesetzt, man erfährt von diesen Entwicklungen früh genug. Und genau dabei kann das Netzwerk helfen.

5. Engagieren Sie sich

Anderen zu helfen kann ganz besonders in Phasen, in denen man viel Freizeit, aber wenig Anerkennung hat, eine große Bereicherung sein. Machen Sie neue Erfahrungen und helfen Sie Benachteiligten, engagieren Sie sich im Sportverein oder in der Nachbarschaftsinitiative. Ob Ihr „Engagement-Projekt“ im Flüchtlingsheim oder im Fußballverein Ihrer Kinder startet, ist dabei gar nicht erheblich. Manchmal reicht es, einfach der alten Dame aus dem Haus gelegentlich den Gang zur Apotheke abzunehmen. Helfen beschenkt mehr diejenigen, die es tun als diejenigen, denen geholfen wird. Und das wiederum wirkt sich positiv auf die eigene Stimmung aus: Jemanden zu unterstützen, ist eine gute persönliche Erfahrung und bessert die eigene Laune. Auch im Sinn der Selbstvermarktung ist die eigene Zufriedenheit ein nicht zu unterschätzender Aspekt, denn mit gut gelaunte Menschen umgibt man sich grundsätzlich gerne. Das ist für Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern eine wichtige Voraussetzung, denn Ihre gute Stimmung ist spürbar - mit der entsprechend positiven Wirkung.

 

 

 

 

Geschäftsführerin, Claudia Michalski, im Januar 2017

Claudia Michalski
Geschäftsführerin