Während der Corona-Krise ist es für Fach- und Führungskräfte eine nahezu traumatische Erfahrung, wenn sie ihren Job verlieren und sich neu orientieren müssen. Das ist einerseits verständlich, denn die Unsicherheiten im Arbeitsmarkt sind nicht zu leugnen. Andererseits gibt es immer eine Chance, und die Krise fördert häufig zutage, was unterbewusst schon lange im Raum stand. Trotzdem ist es meist hart, sich das selbst einzugestehen.
Wie gelingt es aber, der neuen Situation, die man sich nicht selbst ausgesucht hat, positiv zu begegnen und nicht in die Opferrolle zu fallen oder gar zu verbittern? Die noch junge Wissenschaft der Positiven Psychologie hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, dass Menschen ihre Stärken erkennen und einsetzen – um Krisensituationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überstehen. Angelehnt an die Prinzipien der Positiven Psychologie möchte ich Ihnen folgende 6 Punkte mit auf den Weg geben, um durch eine eigene positive Haltung leichter zum neuen Job zu kommen:
1. Akzeptieren Sie die Situation
Selbstverständlich ist die Nachricht, dass Sie Ihren Job verlieren werden, zunächst ein Schock. Das gilt insbesondere dann, wenn sich die Trennung nicht angekündigt hat und Sie ohne Vorwarnung kalt erwischt werden. Sie brauchen eine Weile, um mit der Situation umgehen zu können. Dabei ist wichtig, dass Sie die Situation so akzeptieren wie sie ist: in der Regel unabwendbar. Es macht keinen Sinn, gegen die Kündigung anzukämpfen und Energie zu verlieren in einem Streit, den Sie vor dem Arbeitsgericht vielleicht sogar gewinnen. Aber Ihren Wunscharbeitsplatz bekommen Sie trotzdem nicht mehr zurück, das Verhältnis mit dem Arbeitgeber wird nie wieder wie es war. Akzeptieren Sie, dass sich eine Tür in Ihrem Berufsleben schließt – und seien Sie zuversichtlich, dass sich (mindestens) eine andere Tür öffnen wird.
2. Nutzen Sie Ihre (positiven) Beziehungen
In Krisensituationen ist es wichtig, sich mit vertrauten Menschen auszutauschen. Neben der eigenen Familie können das Freunde, frühere Arbeitskollegen oder auch Nachbarn sein, mit denen man ein besonders vertrauensvolles Verhältnis hat. Über die eigene Situation und auch die damit verbundenen Ängste zu sprechen, kann sehr befreiend sein. Wer sich nicht im privaten Kreis öffnen möchte, hat auch die Möglichkeit, eine professionelle Beraterin oder einen Berater hinzuzuziehen, sich ggf. auch therapeutisch begleiten zu lassen. Wichtig ist, dass Sie über Ihre Situation sprechen und nicht allein vor sich hin grübeln, in eine schlechte Stimmung rutschen und in die Opferrolle geraten.
3. Besinnen Sie sich auf Ihre Stärken und Erfolge
Ein grundlegendes Prinzip der Positiven Psychologie ist, den Fokus auf die Stärken des Menschen zu legen. Auch bei einem Jobverlust ist dieser Fokus sehr hilfreich, damit sich die Situation nicht nachhaltig negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt. Besinnen Sie sich deshalb jetzt auf ihre eigenen Erfolge und Stärken.
Welche Projekte haben Sie besonders erfolgreich abschließen können? Wie konnten Sie den großen Auftrag im letzten Jahr gewinnen? Was haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders an Ihnen geschätzt?
Und bitte vergegenwärtigen Sie sich auch, dass Sie schon früher durch Krisen gekommen sind. Wie ist Ihnen das gelungen? Welche Stärken haben Sie dabei gezeigt, was hat Ihnen geholfen?
Sich klar zu machen, was man besonders gut kann, mit welchen Fähigkeiten und Eigenschaften man sich von anderen abhebt, ist jetzt entscheidend. Es hilft auch, sich der eigenen Fähigkeiten im Gespräch mit Freunden, alten Arbeitskollegen oder auch der Familie bewusst zu werden. In der Regel bekommt man von Dritten die eigenen Stärken noch viel besser gespiegelt als wenn man sie allein herausfindet. Und das stärkt das Selbstbewusstsein umso mehr!
4. Setzen Sie sich ein neues berufliches Ziel
Aus den eigenen Stärken und dem bisherigen Lebenslauf lässt sich immer ein neues Ziel ableiten. Das muss nicht 1:1 die Fortsetzung der alten Tätigkeit sein, man kann die Gelegenheit auch nutzen, um Seitenwege einzuschlagen, z. B. die Branche zu wechseln oder sich durch eine Weiterbildung für andere Aufgaben zu qualifizieren. Gerade in der Corona-Krise entfernen sich viele Fach- und Führungskräfte im Homeoffice nicht nur räumlich von Ihrer bisherigen Tätigkeit, sondern gewinnen auch innerlich Abstand und betrachten ihre bisherigen Aufgaben aus einer Meta-Ebene. Wir begleiten mit unserem Beratungsunternehmen OMC derzeit besonders viele Führungskräfte dabei, sich aus eigenem Antrieb neu zu orientieren. Insofern sind Sie in guter Gesellschaft, auch wenn Sie sich die Situation nicht selbst ausgesucht haben. Viele sind auf dem Weg, Sie sind also nicht alleine in der beruflichen Veränderung.
5. Konzentrieren Sie sich auf die Handlungsmöglichkeiten
Es gibt in jeder Situation die Möglichkeit zu handeln. Überlegen Sie genau, welche Optionen Sie haben, priorisieren Sie die verschiedenen Möglichkeiten und machen Sie konkrete Pläne, wie Sie Ihr Ziel zu erreichen können.
Sie sind Event Manager und müssen Corona bedingt die Branche wechseln? Dann wäre es beispielsweise eine Option, sich auf Projektmanagement zu konzentrieren und die eigenen Erfahrungen und Kenntnisse um agiles Projektmanagement zu erweitern. Zeigen Sie mit einer entsprechenden Weiterbildung die Ernsthaftigkeit Ihres Vorhabens. Derzeit gibt es viele Möglichkeiten, sich digital und berufsbegleitend weiterzubilden, oft auch von der Agentur für Arbeit gefördert. Nutzen Sie die Zeit und legen Sie die Grundlage für einen beruflichen Wechsel durch die Erweiterung Ihrer Qualifikation. In unserer Beratung machen wir damit beste Erfahrungen, auch für Fach- und Führungskräfte 50+.
6. Nutzen Sie Ihr berufliches Netzwerk
Das berühmte „Netzwerken“ ist die nächste Stufe der Nutzung von Beziehungen: Sobald Sie die Trennung psychisch verkraftet haben, wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen und neue Pläne machen, aktivieren Sie Ihr berufliches Netzwerk aus früheren Arbeitskolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten, ggf. auch Kunden und Kooperationspartnern. Das sollten Sie allerdings erst tun, wenn Sie eine konkrete Vorstellung Ihrer beruflichen Zukunft erarbeitet haben. Denn nur, wenn Sie wissen was Sie wollen, können andere Sie auch unterstützen, etwa durch einen Tipp für besonders aktive Personalberater.
Insbesondere Führungspositionen werden selten über offene Ausschreibungen neu besetzt, sondern in der Regel über Empfehlungen. Es sind häufig Personalberatungen, die verdeckt suchen und hochwertige Positionen vermitteln, insofern lohnt es auf jeden Fall, sich aktiv mit geeigneten Personalberatern und Headhuntern in Verbindung zu setzen. Achtung: Hier gilt nicht das Gießkannenprinzip, sondern die zielgerichtete Auswahl im Hinblick auf gewünschte Branche und Position.
Fazit: Persönlich an der Situation wachsen
Wenn Sie mit viel Geduld, hoher Eigeninitiative und natürlich auch mit einem Quäntchen Glück wieder in eine neue Position gekommen sind, haben Sie eine weitere Erfahrung in Ihrem Leben gemacht: Sie haben sich mit Hilfe Ihrer positiven Haltung trotz Corona neu positionieren können und gehen gestärkt aus dieser Krise hervor. Nach Abschluss eines erfolgreichen Beratungsauftrags hören wir bei OMC nicht selten den Satz: „Ich hätte es nicht gedacht, aber eigentlich müsste ich meinem früheren Arbeitgeber dankbar sein, dass er mich gekündigt hat. Heute bin ich froh, dass es so gekommen ist.“
Claudia Michalski
Geschäftsführerin
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